Ein Museum, das zu den Menschen kommt
Der "Kunstpartner"-Kalender fürs Jahr 2015 präsentiert auf bewährte
Weise regionales Schaffen
Regensburg.Mit dem "Kunstpartner"-Kalender verhält es sich folgendermaßen: "Entweder man bekommt ihn geschenkt oder man hat ihn nicht." Herausgeber Ingo Kübler bringt es auf den Punkt.
Es ist ein Konzept, das nun schon seit 22 Jahren funktioniert: Vertreter aus der Wirtschaft greifen dem Kunstkalender als Sponsoren unter die Arme. Die auf den Blättern vertretenen Künstler erhalten somit eine Plattform. Die Förderer bekommen und verschenken Kalenderexemplare. Und in Arztpraxen, Kanzleien und Büros verteilen sich "Museen auf Papier", die das künstlerische Potential der Region vor Augen führen.
Nicht zu kaufen
"Kunstpartner", welcher Name kann also passender sein als dieser.
"Ein Museum, das zu den Menschen kommt", wurde der Kalender
auch genannt. Anlässlich der Präsentation des Kalenders für das Jahr 2015
gewährten Ingo Kübler und seine Partnerin Wilma Rapf-Karikari einen Blick
hinter die Kulissen des Projekts. Anwesend waren im "Leeren Beutel"
in Regensburg sowohl die beteiligten Künstler als auch die Förderer.
"Keine Kunst ohne die wirtschaftliche Kaufkraft", so die Grundidee des "Kunstpartner"-Kalenders. Zu dem "Kunstpartner-Kosmos", den Kübler und Rapf-Karikari vorstellten, gehören also nicht nur Künstler und Kunstvermittler sondern auch die Rezipienten. Durch insgesamt 210 Firmen und zudem eine Vielzahl von kleineren Förderern schafft es der "Kunstpartner"-Kalender seit Beginn, ohne öffentliche Zuschüsse zu bestehen. In Geschäften ist der Kalender nicht zu kaufen.
"Da schau her." Was auch als Anerkennung für das kunstwirtschaftliche Unternehmen gelten kann, ist gleichsam der Titel der aktuellen Kalenderausgabe. 13 Künstler aus der Region haben sich jeden Monat und auf dem Titelblatt dem Antlitz gewidmet. Meist dem menschlichen, manchmal auch dem tierischen.
Die Ansatzpunkte dabei sind vielseitig und geprägt vom persönlichen Hintergrund des jeweiligen Künstlers. Rayk Amelang etwa, dessen Werk das Februarblatt ziert, verarbeitet darin Erinnerungen an seine "Wendekindheit". 1977 in Dessau geboren, verstand er als Zwölfjähriger nicht ganz, warum seine Mutter beim Fall der Mauer vor Glück weinte. Von kindlicher Perspektive geprägte Erinnerungen an Ost und West, an persönliche und gesellschaftliche Ereignisse mischen sich bei ihm zu einem untrennbaren Ganzen. "Hier bin ich Kind, hier darf ich's sein" vereint ein Potpourri solcher Eindrücke.
Ebenfalls mit Erinnerungen hantiert Birgit Szuba. Sie bearbeitet gefundene alte Fotos. Für das Maiblatt des "Kunstpartner"-Kalenders hat sie das weich gezeichnete Portrait einer jungen Frau beigesteuert. "Mich beschäftigt die Frage, inwieweit Fotos als Erinnerungsträger ans eigene Gedächtnis herankommen", erklärt Szuba. Fotografien sind für die in Regensburg lebende Künstlerin eigene Welten, die künstlich aus dem Lauf der Dinge herausgelöst sind. Das menschliche Portrait dominiert im neuen "Kunstpartner"-Kalender. Auch Florian Geissler, Barbara Regner, Bernhard Maria Fuchs, Peter Nowotny, Georg Tassev, Peter Liebl und Annerose Riedl haben dieses Motiv in ihrer jeweils eigenen Sprache behandelt.
Beitrag von Tone Schmid
Doch es gibt auch Ausreißer. Silvia Jilgs hat Kamele gemalt. "Tiere
sind mir manchmal näher als Menschen", lautet die lapidare Erklärung
der Nittendorferin. Gegenseitige Ähnlichkeiten seien dabei nicht ausgeschlossen.
Ähnlich wie bei Ekkehard Keppler: Bei der von ihm dargestellten Figur
ist nicht ganz geklärt, ob diese eher einem Gorilla oder einem Menschen
gleicht. Auch Alina Bugas Hundegalerie trägt menschenähnliche Gesichter.
Ganz aus der Reihe tanzt Tone Schmid - und zwar in zweierlei Hinsicht. Seine "Justizia" wirkt abstrakt. Bei der für Schmid ungewöhnlich in sich ruhenden Plastik verzichtete der Weidener auf seine ansonsten meist kinetische Technik.