Der Neue Tag (Weiden) / Montag, 14. März 2011 / von Susanne Wolke


Nur vordergründig heimelig

Ausstellung "Take a look" bis 2. April beim KunstvereinGRAZ in Regensburg
Gemütlich war es beim KunstvereinGRAZ im Hinterhof einer alten Spenglerei in der Regensburger Altstadt ja schon immer. Nun wird es noch heimeliger: Drei junge Künstler fordern im Rahmen der Ausstellung "Take a look" auf zu intimen Einblicken in ihr eigenes Leben und Umfeld. Vertreten sind neben dem GRAZVorsitzenden Rayk Amelang auch Jessica Kallage-Götze aus München und der im polnischen Chorzow geborene "Black Judas".

Wohnzimmeratmosphäre: Bei GRAZ hat man alte Perserteppiche ausgerollt, für schummrige Beleuchtung sorgt eine antike Tischlampe. Von gutbürgerlicher Heimeligkeit ist die aktuelle Ausstellung allerdings weit entfernt. Falsche Hoffnungen diesbezüglich zerstören schon die Arbeiten von Black Judas, die den Besucher im Eingangsbereich empfangen.

Die Bilder, die der seit 2004 in Regensburg lebende Künstler verarbeitet hat, entstammen zwar dem Familienalbum. Um schöne Erinnerungen handelt es sich dabei aber nicht, vielmehr um tragische Dokumentationen. Zwei Fotos, die Black Judas extrem vergrößert hat, zeigen den Großvater des Künstlers, als dieser im Alter von 16 Jahren ins KZ deportiert wurde.

"Die Sache hat mich sehr berührt und getroffen", sagt Black Judas. Mit seiner eigenen Interpretation, die aber jeder für sich selbst auslegen könne, will der Künstler das Thema nochmals hervorbringen. Genauere Hintergründe der Verhaftung weiß man in seiner Familie selbst nicht. "Die SS ist in Warschau in die Wohnung gestürmt und hat meinen Großvater und dessen Vater einfach mitgenommen."

Fotos verarbeitet

Mit seiner Familie beschäftigt sich im Rahmen der Ausstellung auch Rayk Amelang, wenn auch weniger dramatisch. In der Wiedergabe aufs Wesentliche reduziert, hat der Regensburger Künstler Fotografien seiner Verwandten mit Acryl auf Leinwand übertragen. Persönliche Titel wie "Der Rote Ritter und Ritter Eisenherz" lassen persönliche Kindheitserinnerungen vermuten.
In der Ausführung erinnern die Arbeiten an die Portraits Andy Warhols. Wenn auch weniger bunt als die Klassiker des Pop-Art-Künstlers, sind die Bilder für Amelang selbst doch ein Schritt hin zu mehr Farbigkeit.

Jessica Kallage-Götze thematisiert den privaten Bereich, indem sie ihren eigenen Körper zum Sujet macht. Die Wachsskulpturen der in Oldenburg geborenen Künstlerin gehen stets von deren eigenen Gliedmaßen und Gesichtszügen aus. Abgewandelt und verformt sind diese meist noch erkennbar - "worauf es mir aber eigentlich gar nicht ankommt", so die Künstlerin.

Werden und Vergehen

Im Vordergrund ihrer Arbeit "Homo Bulla" steht vielmehr das Werden und Vergehen. Die weibliche Figur, die in der Installation unter einem Regen aus Seifenblasen steht, vereint verschiedene Altersstufen in sich: die Größe eines Kindes und den vom Leben gezeichneten Körper einer Erwachsenen.
Die Seifenblasen, die aus einem Apparat an der Decke auf die bleiche Figur herabrieseln, erinnern ebenso wie der Titel "Homo Bulla" an den barocken Vergänglichkeitsgedanken. "Der Mensch ist wie eine Seifenblase": Bei der Namensgebung ihrer Installation ließ sich Jessica Kallage-Götze von pustenden barocken Putten inspirieren.
Die Ausstellung "Take a look" ist bis zum 2. April im KunstvereinGRAZ, Schäffnerstraße 21 in Regensburg, zu sehen. Öffnungszeiten sind Freitag und Samstag von 16 bis 19 Uhr. Weitere Informationen im Internet:





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